Brotterode am Inselsberg

Einer der wichtigsten Industriezweige in Brotterode zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Tabakverarbeitung, die mit dem Beginn des Tabakanbaus in der Breitunger Flur im Jahre 1659 begann.

Tabakverarbeitung und Zigarrenherstellung

Einer der wichtigsten Industriezweige in Brotterode zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Tabakverarbeitung, die mit dem Beginn des Tabakanbaus in der Breitunger Flur im Jahre 1659 begann.
1754 gab es in Brotterode 145 Tabakspinner. Durch den siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) reduzierte sich diese Anzahl drastisch. So gab es im Jahre 1772 nur noch 19 Tabakspinner, aber 73 Tabakhändler und im Jahre 1840 nur noch 9 Tabakgroßhändler.

Der Niedergang der Tabakverarbeitung und des Tabakhandels in dieser Zeit begann nach dem Jahre 1848. Beschleunigt wurde dieser durch das Tabaksteuergesetz Bismarcks im Jahre 1879. Die Besteuerung beim Tabakanbau stieg so stark, dass viele Brotteröder Tabakhäuser Konkurs anmelden mussten.

Arbeiterschaft "Wolfsfabrik" 1916

"Wolfsfabrik"

Noch vor dem großen Brand im Jahre 1895 startete in Brotterode die Zigarrenfabrikation. Der Hamburger Ludwig Wolff begann 1892 mit einigen Arbeitern im Haus des ehemaligen Tabakhändlers Valentin Lesser am Mühlrain mit der Produktion.

Die ersten Zigarrenmacher(-innen) in Brotterode waren: Albertine Fuchs, Auguste Lesser, Karoline Ullrich, Emillie Kaufmann, Ernstine Scheidler, Rudolf Wagner, Emil Ullrich, Rudolf Raßbach und Luise Fuchs.
1893 waren schon 80 Personen beschäftigt und im Jahre 1894 ließ die Firma Wolff in der Feldstraße ein eigenes Gebäude (Wolffsfabrik) errichten, 1913 kam ein zweites in der Schmalkalder Straße hinzu.

Firma Kessler & Co

An der steigenden Beschäftigungszahl lässt sich die zunehmende Bedeutung der Zigarrenmanufaktur für die Brotteröder Bevölkerung erkennen. Waren es 1892 noch 60 Arbeiter, so zählte die Firma 1898 bereits 230 und 1912 sogar schon 300 Personen.

Der Firma L. Wolff folgten noch weitere Firmen. 1905 begann die Firma Hosse & Witte mit 50 Arbeitern - bereits zwei Jahre später hatte sich die Arbeiterzahl verdoppelt.
1907 entstanden gleich zwei neue Betriebe. So gründete sich die Firma Kessler & Co., die mit 60 Arbeitern im Saal des Gesellschaftsgebäudes "Union" die Produktion aufnahm - weitere 70 Arbeiter nahmen in der "Schmiede" am Inselsberger Hof in der Firma Rinn & Cloos die Arbeit auf.
1912 baute die Firma Hosse & Witte am Oberweg eine eigene Zigarrenmanufaktur, gleiches tat auch die Firma Rinn & Cloos in der Steinbachstraße im Jahr 1914.

Zigarrenarbeiterinnen der Firma Feibelmann

Auch nach dem I. Weltkrieg blieb die Zigarrenmanufaktur der Haupterwerbszweig in Brotterode. Im Jahre 1919 erweiterte die Firma Rinn & Cloos ihre Manufaktur um das Gebäude der Firma Hosse & Witte in der Oberen Straße.
Am 01.10.1920 pachtete die Firma Gebrüder Reiß aus Mannheim den Gasthof "Adler" für 10 Jahre um ebenfalls Zigarren herzustellen.

Außerdem gab es noch etwa 12 bis 15 kleine Zigarrenbetriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern. So zählte der Ort 1927 über 1200 Zigarrenmacher. Erst Mitte der 30er Jahre verringerte sich die Zahl der Beschäftigten auf 838 Beschäftigte. Während des Krieges arbeiteten nur noch etwa 600 Zigarrenmacher - hauptsächlich Frauen. So kamen auf 100 Arbeiter nur 15 Männer. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten betrug 50 Jahre.

900- Jahr Feier im Jahre 1939
Mitarbeiter der Firma Rinn & Cloos während des Festumzuges zur 900- Jahr Feier von Brotterode

Nach wie vor wurden die Zigarren manuell hergestellt - erst 1960/61 kamen die ersten Maschinen zum Einsatz. Mit einer Wickelmaschine wurden zwischen 15.000 und 20.000 Zigarren produziert, das entsprach der Leistung von 6 Wickelmachern.
Mit der neuen Rollmaschine veränderte sich zwei Jahre später auch die Arbeit der Roller, die nun täglich bis zu 5.000 Zigarren produzierten - die Produktion steigerte sich auf das Fünf- bis Sechsfache.

1964 endete die über 70jährige Geschichte der Zigarrenherstellung in Brotterode. Der Industriezweig wurde ausgelagert.

Zigarrenarbeiter "Union"