Geschichtliche Entwicklung von Brotterode
Germanische Siedler
Die Bronzezeit verdrängte Steinbeil und Fäustel. Die Kelten überfluteten, von Osten kommend, das ganze Land bis aus dem Norden kommend ein neues Volk, die Germanen, sich seinen Weg in die Geschichte bannte. Für die Germanen war die Wärme spendende und lebenszeugende Sonne die Offenbarung ihres Daseins und die Mutter Erde war geheiligt. Ob in den Hügeln, wie sie in unsere Gemarkung hinter der Bernheide und auch anderswo ausweist, Gräber mit Bronzewaffen oder Tongefäßen der jüngeren Steinzeit verborgen liegen, könnte nur durch Grabungen festgestellt werden. Zu der Zeit als der große fränkische Herrscher, genannt "Karl der Große", einen der stolzesten Germanenstämme in Norddeutschland bekämpfte und mehr als 4000 Germanenköpfe an einem Tag in den Sand rollten, zu dieser Zeit mögen Harzer Bergleute, die fest an ihrem Glauben hingen, in unsere Berge geflohen sein und hier Eisen gefunden haben. Durch sie mag auch auch die erste Siedlung imSchüllbachtal, Arzrode gegründet sein. Vielleicht wurde diese Siedlung zu klein oder fiel einem verheerendem Feuer zum Opfer. Jedenfalls gab der Hersfelder Abt Brunwart die Erlaubnis eine größere Rodung zu schlagen, die dann Brunwartesrod genannt wurde. Der Abt Brunwart lebte in der Zeit von 814-875 im Kloster Hersfeld, zu welchem die ganze Gegend bis zum Inselberg gehörte. Da Karl der Große den Klöstern große Schenkungen machte, liegt diese Vermutung sehr nahe.
Erste Erwähnung
Um die Jahrtausenwende erwachte Thüringen zu neuer Macht. Die Ludowinger wurden Herren über weite Gebiete des alten Königreiches. Ludwig dem Bärtigen, dem Stammvater dieses Geschlechts, wird 1039 vom Kaiser Konrad II. das Land ob der bloßen Loibe als Eigentum verbrieft. In diesem alten Pergament erscheint zum ersten Male der Name Brotterode in seiner alten Form „Brunuwartesrod“. Nun kommen wir bereits in die Zeit in der wir mehr von Brotterode wissen. Die Schreibart des Ortsnamens wechselte im Laufe der Jahrhunderte sehr oft. Das letzte Mal ist ein Wechsel im Jahre 1823 zu verzeichnen, wo Brotterode seine jetzige Schreibart von dem vorherigen Brotteroda bekam.
Das hohe Centgericht
Welche Bedeutung der Ort Brotterode bereits vor der Reformation hatte, geht daraus hervor, dass es ein Centgericht hatte, dass über Leben und Tot befinden konnte. Der Galgenstein und das Galgenwasser sind heute noch namentliche Zeugen einer Richtstätte am nordöstlichen Ausgang des Ortes.
Bauern
Die Zeit schritt weiter und die Kirche und der Adel würden stark und üppig. Die Bauern wurden ausgepresst, mussten alles abgeben und ihnen selbst blieb kaum noch was zum Leben übrig. Als die Not zu groß wurde, begehrten sie auf und viele Kulturgüter gingen bei diesem Aufstand verloren. Auch zwei Brotteröder wurden 1525 zu Schmalkalden mit dem Schwert gerichtet, nachdem Landgraf Philipp der Großmütige den Aufstand niedergeschlagen hatte.
Der 30-jährige Krieg 1616-1648
Wechselvoll wie die Namen der waren auch die Geschicke des Ortes. Hungersnöte und Kriegszeiten wechselten mit Beschaulichkeit und sogar Wohlhabenheit. Der 30-jährige Krieg traf Brotterode fast bis zur Vernichtung. Der Reichtum war dahin, Bergbau, Eisengewerbe waren vernichtet. Von diesem Schlag hat Brotterode sich nie wieder ganz erholt.1623 drangen die ersten Feinde in Brotterode ein. 1635 fiel unser Ort einer Horde Kroaten zum Opfer Dieses Schreckensjahr ist unauslöschlich in die Geschichte unserer Heimat eingetragen. Am 4. Januar plünderte ein Trupp Kroaten Brotterode. Die Einwohner wehrten sich erschossen drei dieser Plünderer und holten sich ihr Hab und Gut zurück. Doch schon am nächsten Tag kamen zweihundert Kroaten wieder in den Ort, machten einige Brotteröder nieder und zündeten die Häuser an. Und so sollte sich das noch die nächsten Jahre mit Plünderungen, Brandschatzungen und Hungersnöten hinziehen. Vom 9.-11. Juni 1640 zog die vereinigte schwedisch-französisch-hessische Armee über den Wald nach Meiningen. Bislang war es den Brotterödern noch immer geglückt, das Vieh in den Verstecken der Waldberge vor den Räubern zu schützen. Der dreitägige Durchmarsch sollte sie aber um ihr kostbarstes Gut bringen. Das Vieh wurde entdeckt und 360 Stück Rindvieh weggetrieben und der Widerstand der Bauern hart bestraft - Brotterode ging in Flammen auf. Der Beerbergstein und die Kroaten-Eller sind auch heute noch Begriffe, die an die entsetzliche Zeit des dreißigjährigen Krieges erinnern.
Die Weltkriege in Brotterode
Das Schicksal mancher Brotteröder Männer war und ist wahrscheinlich nur den eigenen Familien bekannt. |
Als Standorte waren neben dem Dolmar auch der Große Inselsberg im Gespräch. Letztendlich wurden aber in fast jeder Gemeinde eigene Ehrenmale aufgestellt. |
Kriegerdenkmale in Brotterode
Urkunde Verleihung Stadtrecht von 1936
© by Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden, mit freundlicher Genehmigung
Brotterodes Geschichte in Kurzform
- 1039 am 27.4.1039 wird Brotterode zum ersten Mal als Brunuwartesrot erwähnt
- 1185 Erster urkundlicher Nachweis der Slawen als Bergleute, Köhler und Waldschmiede unweit des Seimbergs
- 1360 Brotterode wird das erste Mal als Cent genannt (Gerichtsbezirk)
- 1364 Erste Erwähnung der Brotteröder Kirche in einem Ablassbrief
- 1564 Der Eisenstein im Brotteröder Gehege wird in einer Tiefe von 120 m gewonnen
- 1589 Erste Erwähnung der Kirmesfahne
- 1640 Brotterode wird geplündert und in Brand gesteckt (30jähriger Krieg)
- 1706 am 11.12. letzte Hinrichtung in Brotterode, Eva Engel wird wegen Mordes an ihrem Kind enthauptet
- 1778 Bau einer neuen Kirche für 1200 Personen
- 1846 Beginn des Straßenbaus über die Grenzwiese nach Cabarz
- 1866 Brotterode fällt an Preußen
- 1895 Großer Brand von Brotterode, Gesamtschaden 3,2 Mio. Mark
- 1898 Einweihung der Bahnstrecke Kleinschmalkalden - Brotterode
- 1900 Einweihung der neuen Kirche
- 1918 Auffinden eines Steinkeiles im Gehege - ca. 2000 v. Chr.
- 1936 14./ 15.11. Brotterode bekommt das Stadtrecht verliehen
- 1938 Beginn des Baues des Rüstungsbetriebes Wissner
- 1938 Bau des Freibades in der Beckemühle
- 1939 900-Jahr-Feier mit großem Festumzug
- 1944 24.02. Luftkampf über der Stadt, drei B-24 Liberator der US-Army Air Force stürzen nach Abschuss im Gebiet von Brotterode ab
- 1945 am 5.4. Einmarsch der US-Truppen in Brotterode durch die Bernsbach
- 1945 Übergabe der Stadt an die Rote Armee, Abzug der US-Truppen
- 1947 Teile der Werkshallen der Firma Wissner werden von den Russen gesprengt
- 1950 Brotterode wird als Luftkurort bestätigt
- 1974 Brotterode wird staatlich anerkannter Erholungsort
- 1989 Wendejahr - Brotterode feiert die 950-Jahr-Feier
- 1990 Übernahme der FER-Fahrzeugelektrik GmbH durch die Robert Bosch GmbH
- 1991 Sprengung des 80m hohen Schornsteins am Heizhaus der Bosch GmbH
- 1995 10.07. Glockenläuten zum Gedenken an den Brand 1895
- 1999 Eröffnung des Inselbergbades
- 2006 70 Jahre Stadtrecht
- 2011 75 Jahre Stadtrecht
- 2011 Bildung der Einheitsstadt Brotterode-Trusetal
- 2014 975-Jahr-Feier Brotterode
Brotteröder Trachten
Brotterode ist schön wenn der Schnee es deckt,
wenn im Frühjahr der Föhn die Wälder weckt,
wenn der Sommerwind über die Felder streicht
und die goldene Ähre sich wiegend neigt,
wenn herbstens am Giebel das Weinlaub glüht,
wenn winters der Ski seine Furchen zieht.
Ob du im gleißenden Sonnenlicht
vom Berggipfel ins Weite schaust
ob du hörst wie in dunkler Nacht
die wilde Jagd durch die Lüfte braust.
Oder siehst wie die Sonne sich senkt und
wie dich graublau die Dämm'rung umfängt;
oder du hörst wie in silberner Mondesnacht
des Bergwalds Seele leis flüsternd erwacht.
Deine Heimat ist schön, wenn immer es ist,
Sei stolz, daß du ein Brotteröder bist.
R. Malsch (aus der Festschrift von 1939)
Luftaufnahme von Brotterode Anfang der 30er- Jahre
Brotterode auf alten Ansichtskarten
Die Bahnstrecke Brotterode - Kleinschmalkalden
Am 19. Juli 1897 fand die Absteckung der Bahnstrecke Brotterode - Kleinschmalkalden statt. Der Auftrag zum Bau der Bahnstrecke erging am 29.Juli an die Firma Trautmann & Weißflog in Arnstadt.
Am 7. Dezember 1898 fand die landespolizeiliche Abnahme und am 19. Dezember die Übergabe der Bahnstrecke statt. Die Ausgaben betrugen 688 150 Mark.
Der Bahnhof von Brotterode im Jahre 1900
Am 17. Dezember 1898 war der Einweihungstag der Bahnstrecke. Der Empfang des ersten Zuges mit den Ehrengästen sollte festlich begangen werden. In der Nacht aber hatte ein Erdrutsch am vorderen Pulverkopf die Gleise auf einer Schienenlänge komplett verschüttet. Bei starkem Nebel an diesem Tage fuhr der Zug aus Kleinschmalkalden in die auf dem Gleisen liegenden Felsmassen. 2 Wagen des Zuges entgleisten daraufhin und die Strecke musste vorübergehend gesperrt werden.
Das erste Elektrizitätswerk von Brotterode
Dieses wurde am 8.12.1897 in Betrieb genommen. Mit einer großen Dampfmaschine trieb man einen Generator an, der dann den Strom für Brotterode erzeugte.