Vom "Avemark" bei Brotterode
Dicht über dem Schützenhof und zur Seite der Straße nach Kleinschmalkalden liegt ein Berg, genannt "das Avemark". So behaupten einige Einwohner, dass dort oben vor Zeiten eine Kapelle gestanden sei, die der heiligen Maria (Ave Maria) oder dem heiligen Marcus (Ave Marce) geweiht war. Man schrieb dem kunstvollen Altarbild eine große Wunderkraft zu.
Noch ist dort ein wunderlich ausgehöhlter Fels zu sehen, der "Kirche" genannt wurde. Einen anderen Felsen nannten Sie die "Kanzel".
Der Sage nach wurde die Kapelle in einen Felsen verwandelt, um sie vor einem bösen Küster zu schützen. So wird erzählt, dass sich an dieser Stelle oft dieser Küster, oder wie andere Wissen wollen, ein gespenstischer Schulmeister sehen lässt.
Die Gestalten haben Gesichter wie Spinnweben, predigen von jener Steinkanzel herab und erschrecken die Leute.
Wanderer von Laudenbach oder auf der Straße von Kleinschmalkalden haben von diesen Gespenstern einiges verspürt. Sie hocken sich den erschrockenen Leuten einfach auf, lassen sich in die Nähe eines alten Holzapfelbaumes ein Stück schleppen, ehe der Geist wieder abfällt.
Einmal kamen von Seligenthal Leichenbegleiter und wollten nach Kleinschmalkalden. Ihr Weg führte rückwärts über den Berg durch den tiefen Schnee und hellen, schönen Mondschein an dieser Stelle vorbei. Auch der alte Johannes Eck war unter ihnen.
Wie sich nun einmal die Leichenträger umsehen, stellen sie fest, dass einer fehlt. Die Männer fangen an zu rufen, gehen ein Stück zurück. Da endlich kommt der Vermisste, der alte Eck, keuchend und von Schweiß ganz durchnässt, bei ihnen an. Voller Aufregung erzählt er seinen Freunden, dass es sich auf ihn gehängt hätte wie ein Schaf, und erst, wie sie ihm entgegengekommen seien, wäre es von ihm abgefallen.
Schnell eilten die Leichenbegleiter nach Seligenthal und dachten noch lange über dieses nächtliche Ereignis nach.